1000 km für die Katz

Es ist kurz vor Weihnachten und da hat natürlich keiner Zeit für lange Blogeinträge. Ich freue mich daher umso mehr, dass Sie Zeit gefunden haben kurz vorbeizuschauen und fasse mich heute wirklich ganz kurz. Versprochen!

Cartagena. Schwül heiße Stadt an der Karibikküste Kolumbiens. Ich gP1420964enieße meine letzten Tage auf dem Südkontinent Amerikas in vollen Zügen. Die Stadt hat einen ausgenommen schönen historischen Stadtkern mit bunten Gebäuden im Kolonialen Stil, holzgeschnitzten Balkonen von denen prächtige Blumen üppig herunterhängen und schmale Gässchen, durch die offene, einspännige Pferdekutschen fahren. Das ganze wird umgeben von der alten Stadtmauer, die im Westen die Stadt vom Meer trennt. Hier kann man wunderbar, einen Cocktail schlürfend, den Blick über eine der vielen alten, leicht verwitterten Kanonen gen Meer gerichtet, der glutroten Sonne beim Versinken im Ozean zusehen. Im Anschluss geht man dann in eine Salsabar und nimmt Tanzstunden oder schaut den Menschen auf der Straße zu, wie sie flanieren, tanzen oder einfach nur das leben und das warme Klima genießen. Die Woche ging so auch wieder schnell rum, der nächste Blogeintrag war endlich geschrieben und hochgeladen und ein Schiff für die Überfahrt nach Panama gefunden. Am Abend um 20 Uhr war treffen am Yachtclub und kurzes Kennenlernen der Crew und der Mitfahrer. Im Anschluss war noch Zeit für ein letztes Abendessen vor der Überfahrt und für ein paar Einkäufe (Bier, Rum, Snacks…).

Mein Fahrrad wurde sicher in Plastikplane gewickelt an der Rehling des 13 Meter Katamarans festgemacht und mit einem großen Feuerwerk wurden wir von Cartagena verabschiedet, als wir aus dem Hafen ausliefen. Ein gutes Gefühl, den Kontinent hinter mir zu lassen. Auf zu neuen Ufern!

Die erste Nacht an Bord verlief sehr ruhig. Es war kaum Seegang und so wurde ich nur leicht in den Schlaf geschaukelt. Den gesamten nächsten Tag verbrachten wir auf offener See. Unglaublich, dass das Wasser mitten auf dem Ozean so glatt sein konnte. So weit das Auge reichte, nur klares, blaues Wasser. Viel zu tun gab es nicht und so blieb nur die Entspannung an Deck, das Mittagessen sowie die Delphine, die zwischendurch für Abwechslung sorgten und ein entspanntes, sorgenfreies Segeln in den Sonnenuntergang. Wieder einmal herrlich und wieder einmal denke ich mir: „Was für eine tolle Reise!“ Nach einer weiteren ruhigen Nacht kamen wir am nächsten Morgen gegen halb 10 im Atoll der San Blas Inseln an. Viele kleine und größere Inseln mit Kokospalmen und meist umgeben von einem schmalen Streifen weißen Sandstrands, die als autonomP1430083es Gebiet unter der Selbstverwaltung der Kuna Indianer stehen. An drei Tagen steuerten wir 6 verschiedene Inseln an, sprangen vom Boot, schnorchelten mit giftigen Rotfeuerfischen, spielten Volleyball oder Fußball mit den Indianern oder gegen die Gäste anderer Boote, spielten Uno und relaxten an Bord. Aßen frischen Hummer, der von den Kunaindianern lebend verkauft wurde und von unserer Köchin in der Schale gegrillt serviert wurde (und es gab mehr als genug für jeden!) oder leckeren, von unserer Crew geangelten Fisch. Tranken ab und an ein Gläschen Rum-Cola oder ein kühles Bier. Kurz – wir genossen das Leben und das Leben war gut- mal wieder. Hätten wir jetzt noch besseres Wetter mit blauem Himmel und Sonnenschein gehabt anstatt des fast ausschließlich bewölkten Himmels, es wäre perfekt gewesen. Insgesamt aber trotzdem eine lohnenswerte Überfahrt mit netten Leuten und guten Gesprächen. Zwischen den Inseln zu schippern ist ganz nett und manche Inseln sehen auch ganz hübsch aus, aber vor allem habe ich es genossen wieder auf einem Boot zu sein, zu entspannen und dem Müßigang zu fröhnen.

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Strömender Regen begrüßte uns dann in Puerto Lindo, unserem Zielhafen in Panama. Entsprechend verzögerte sich meine Abfahrt bis halb zwei am Nachmittag und nach 50 km auf einer schmalen, kurvigen Straße entlang der Karibikküste quartierte ich mich für die erste Nacht bei der Feuerwehr nahe Colon ein. Ein bisschen Urwald, tief fliegene Tukane, immer wieder Reifenschrott am Straßenrand und damit verbunden mein 1. Plattfuß in Mittelamerika und natürlich der Panama Kanal waren die Highlights auf dem Teilstück bis Panama City. Der Panama Kanal. Vermutlich bekanntester Schifffahrtskanal der Welt. 80 km lang. 26 m Höhenunterschied, die über mehrere Schleusen überwunden werden. Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik. Seit 1914 102 Jahre unverändert in Betrieb. Seit Mitte 2016 mit neuer Schleuse erweitert für Schiffe bis zur Postpanamax Klasse mit bis zu 366 m Länge, 49 m Breite, daher auch New Panamax. (Vorher nur bis Panamax Klasse, also 294,3 m lang, 32,2 m breit). Ca. 39 Schiffe pro Tag. 14500 Schiffe im Jahr. Über 1000000 Schiffe seit der Eröffnung 1914. Kosten pro Durchfahrt Panamax Klasse ca. 300000 Dollar. Post Panamax bis ca. 600000 Dollar. Preisberechung nach Größe und Art und Beladung des Schiffs. Dauer der Passage ca. 15 h. Günstigste je gezahlte Passage: 36 cent. Entrichtet 1928 von Richard Halliburton, der den Kanal durchschwommen hat. Der Preis wurde aufgrund der von ihm verdrängten Wassermenge berechnet. Der Panamakanal. Der Kanal, der dem Land eigentlich erst seine Daseinsberechtigung gegeben hat. Für den das Land von Kolumbien abgespalten „von Kolumbien befreit“ wurde. Von Franzosen angefangen und von US- Amerikanern fertig gestellt und zur Jahrtausendwende endgültig offiziell an Panama übergeben und seit dem profitorientiert betrieben (unter US Verwaltung wurden nur Gebühren in der Höhe erhoben, die für den Unterhalt des Kanals nötig waren). Ein Bauwerk von Weltrang. Natürlich musste ich mir das aus der Nähe anschauen. Nach Abdrücken der 15 Dollar Eintrittsgebühr (für Einheimische 3 Dollar) kann man ein kleines, nur mittelmäßig informatives Museum besichtigen, einen Propagandafilm über Panama anschauen und die Schleuse Miraflores von der Besucherterrase aus anschauen. Die Schleuse selber ist unspektakulär und sieht eben aus wie eine Schleuse. 15 Euro Eintritt für die Einrichtung ist meiner Meinung nach zu viel, aber wenn man in Panama ist, muss man sich den Kanal mit seiner Schleusenanlage eben auch einmal angeschaut haben.

Kaum mehr 10 km waren es von hier nach Panama City. P1430265
Die Kulisse von hohen Appartement Häusern und Hotels direkt am Meer erinnerte mich an Miami. Sehenswürdigkeiten gibt es auch hier nicht. Die Skyline ist die Attraktion der Stadt. Viele Banken haben hier ihren Sitz und es gibt unzählige Geschäfte und riesige Malls, in denen man sein Geld umsetzen kann und einen kleinen Altstadtbezirk, der an eine kleine Version von Cartagena erinnert, allerdings weniger gut restauriert und bei weitem nicht so schön. Zwei Tage verbringe ich hier, treffe zwei Freundinnen von meiner Seegeltour wieder, gehe mit ihnen in eine Skybar mit tollem Blicke über die Stadt und Abends genießen wir in der Altstadt ein geimeinsames Abendessen.

Hinaus aus der Stadt geht es nach eineme letzten sehr ausgiebigen Frühstück im Hotel, an der palmengesäumten Promenade entlang der Beeindruckenden Skyline in Richtung Puente de las Americas. Der bekannten Landmarke, die wie eine eiserne Stahlklammer symbolisch für den Übergang zwischen Nord- und Südamerika steht, den Panamakanal überspannend die beiden Kontinenthälften zusammenhält. Eine großartiger Moment nun selber diesen Schritt zu tun, an dieser Stelle zu stehen und über die Brücke zu fahren, deren Bild ich schon vor Beginn der Reise in meinem Kopf hatte. Ein erhabenes Gefühl. Ein großer Schritt für mich aber, na ja … sonst hat es an dem Tag wohl keinen interessiert… 🙂

Endlich war ich nun auch symbolisch so richtig in Mittelamerika angekommen. Anfangs noch mit guter Infrastruktur, in regelmäßigen Abständen Mc Donald’s und Co, kleinere Malls und Einkaufszentren, wird die Besiedlung nach Westen hin immer dünner und schon am zweiten Tag erreiche ich einen 200 km langen, fast unbesiedelten Abschnitt. P1430340Entsprechend fehlen auch die dringend benötigten Zuckerrohrsaft- und Kokosnussstände, die mich rehydrieren. Problemlos trinke ich 6 Lieter am Tag und bin am Abend trotzdem noch durstig. Die Straße hügelt sich durch’s grüne Land, mal mit schrofferen, mal mit sanfteren Hügeln rechts und links der Straße. An jedem leichten Anstieg sterbe ich fast in der schwülen Hitze. Das Wasser rinnt mir nur so vom Körper und das Blut scheint zu kochen. Ein leichtes kribbeln durchzieht den ganzen Körper. Die Belastung für das Herz Kreislaufsystem ist sicher immens. Nach insgesamt 610 km Panama und 4000 hm erreiche ich Costa Rica. Eine Stunde Schlange stehen. Immer in der Hoffnung, dass mein unbewachtes Fahrrad am Ende auch noch auf mich wartet, dann ist der 11. Länderstempel im Pass. Es bleibt hügelig, der Wald entlang der Straße ist etwas wilder. Links von mir endlose Palmölplantagen, rechts dichter, scheinbar undurchdringlicher Dschungel. Ab Palmar wähle ich die Küstenstraße, das Klima wird gefühlt ein ganz kleines bisschen weniger schwül. Die Berge treten nun direkt an die Küste heran. Laut kreischende Aras sitzen in den Bäumen und mit etwas Glück kann man auch mal einen Tukan erspähen. Costa Rica gefällt mir gut soweit. Nun bin ich fast in San Jose, der Hauptstadt des Landes und werde in ein paar Tagen meine Familie vom Flughafen abholen, die über Weihnachten und Neujahr zu besuch kommen. Das erste Weihnachten unter Palmen bei 33 Grad in Shorts,T-Shirt und Flip Flops oder barfuß im Sand am Strand. Danach dann im nächsten Bericht etwas mehr zu Costa Rica. Bis dahin wie immer viel Spaß mit den Fotos und Schnappschüssen von diesem Reiseabschnitt (diesmal 51), der an sich völlig für die Katz war. Über 1000 km Strecke zurückgelegt und noch immer bin ich weiter südlich als in Cartagena, dabei wollte ich doch immer nach Norden fahren. Wobei… sehr schön war es trotzdem und ich habe wieder viele nette Leute getroffen und viel gesehen. Also doch alles gut. Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

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17 thoughts on “1000 km für die Katz”

  1. San Blas – Bilder für den Urlaubsprospekt…
    Wir freuen uns auf unsere gemeinsame Zeit mit dir in Costa Rica! Sind sehr gespannt! See you in three days! 🙂

  2. Hallo lieber Niko!
    Ganz liebe Weihnachtsgruesse von den Neubauers.
    Ich bin immer wieder begeistert von deinen Reiseberichten. Weiter so und noch viele tolle Erlebnisse und Augenblicke.

    Wir werden ganz traditionell mit der Familie in unserem grossen Haus feiern.
    Genießt die Zeit mit der Familie und das schöne Wetter. Grüße an alle und eine schöne Zeit.
    Bleib schön gesund!

    Ganz liebe Grüße

    Dagmar

    1. Vielen Dank! Ich wünsche euch auch frohe Weihnachten und ein schönes Fest im Kreise der Lieben!
      Viele Grüße aus Costa Rica

  3. Lieber Niko,
    Melde mich noch einmal Immer wieder staune ich über all das was Du erlebst und so lebendig schilderst. Am Ende denke ich noch, ich hätte die Tour gemacht…HA, HA. Du kannst nachher für eine Tourismusfirma arbeiten… Und nun sind Jrg und Beate bald bei Dir, na dann viel Spaß miteinander. Und nicht zu vergessen, ich wünsche Dir ein ganz schönes Weihnachtsfest mit Deinen Eltern. Ich bin sicher, dass du auch dieses Fest ganz anders feiern wirst weil dort in Costa rica anders gefeiert wird. So vieles erinnert mich an meine Zeit in Afrika wenn ich die Bilder sehe und lese wie die Menschen Dich aufnehmen. Gottes Segen für das Neue Jahr, möge er Dich begleiten. Elisabeth

  4. Hello Niko – du hast es geschaft – welcome to North America! Wuensche dir viel
    Vergnuegen in Costa Rica und frohe Weihnacht unter den Plamen. Euch allen
    ein glueckliches Jahr 2017 und wir erwarten dich hier in Petaluma, Wir werden
    die Blasmusik und die Presse verstaendigen. Du wirst eine Sensation werden!
    Wir wuenschen euch frohe Feeertage und alles Gute.
    Rainer und Penny

  5. Hey Niko,
    heute ist Weihnachten und man denkt an Freunde und Familie.
    Mittlerweile sind die Bielas ja in der ganzen Welt zu Hause. Wahrscheinlich liegt es auch ein wenig an den Genen.:-)
    Ich denke, dass auch Du nun mit Deinen Eltern erstmal etwas verschnaufen und ein wenig zur Ruhe kommen kannst.
    Ein frohes Fest wünschen wir Euch!
    Lenni ist gestern nach 4,5 Monaten aus Florida wieder nach Hause gekommen. Wir haben ihn in Frankfurt abgeholt und abends mit einer kleinen Feier überrascht.
    Für das nächste Jahr wünschen wir Dir vor allem, dass Du gesund bleibst und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel hast!
    Lass es weiter krachen!
    Thorben & Family

  6. Es war eine wunderbare Zeit mit dir in Costa Rica! Wir sind froh, dass wir so viele Erlebnisse mit dir teilen konnten! Gute und sichere Weiterfahrt!

  7. Hallo Niko!

    Herzlichen Glückwunsch zu deiner Reise! Viel Spaß und wenig Streß…und immer gute Beine!
    Gerade habe ich mit einem Freund aus der CH geschrieben. wir haben beide die Reise vor ziemlich genau 25 Jahren gemacht, und haben noch immer Kontakt…
    Ich kann also in etwa nachvollziehen was du da leistest.
    Kannst dir gerne mal ein paar Bilder von meiner Reise damals anschauen, hat sich bei machen Sachen nicht so viel geändert. Sind aber nicht so viele Fotos, mußte ja noch analog mit Film fotografieren.
    Grüße und viel Spaß weiterhin!

    Karsten Nolte
    http://www.karstennolte.eu

    1. Vielen Dank. Schaue ich gerne mal rein. Ist eine unvergessliche Reise!
      Viele Grüße noch aus Costa Rica

      1. Alles klar!
        geniesse dann mal noch Costa Rica, danach wird es rauher…
        ich hatte leider nicht so viel Glück, Bin ja von Nord nach Süd gereist, und wurde in Mexiko überfallen, bin aber relativ glimpflich aus der Sache rausgekommen.
        Wenn du kannst mach noch einen Abstecher über Belize, super lustiges Land! Und man kann über Tikal fahren.
        Hat mich aber leider die Unbeschwertheit für Zentralamerika gekostet…erst Kolumbien hat mich wieder aufgebaut.
        Aber ich hoffe du machst nur tolle Erfahrungen! Selbst Mexiko mag ich noch, nur die LKW´s mit ihren Schiffshupen nicht.. 😉

        1. Das ist tatsächlich auch der Plan. Ich bin jetzt in Nicaragua. Danach kommt Honduras, El Salvador, Guatemala und Tikal, Belize und dann eine Umrundung Yucatans. Danach quer durchs Land zur Baja California und ab nach Norden.
          Hoffe natürlich, dass alles gut geht. Aber da steckt man ja nicht immer drin…
          Bisher aber alles top! Hoffen wir, dass es so bleibt.
          Viele Grüße
          Und ja, die Huperei ist das Letzte. Vor allem, wenn das Schiffshorn direkt neben meinem Ohr zeigt was es kann…

          1. Dann scheint sich ja nicht so viel geändert zu haben… 🙂
            Das scheint eine ähnliche Strecke zu sein, wie ich sie gefahren bin. In Yukatan sind die ganzen Mayaruinen ganz interessant, sowie Aguas Azules.
            Wenn du noch etwas duch das Mexikanische Hochland fahren willst, würde ich über den Baranka Cobre fahren, und dann den Zug nach Los Mochis nehmen. Ich konnte damals mein Fahrrad mit in den Zug nehmen. Keine Ahnung ob das noch geht.
            Von Los Mochis kannst du übersetzen nach Baja California. Genug Flickzeug einpacken…die Kakteendornen dort sind tückisch…
            Dann mal weiterhin viel Glück und Spaß
            Grüße aus dem kalten Norden Deutschlands…
            Karsten

  8. Hallo Niko,
    heute hab ich endlich Zeit gefunden Deinen Bericht zu lesen. Ich hoffe Du hattest schöne Tage mit der Familie und wünsche Dir Hals- und Beinbruch für die weiteren Etappen Deiner Tour. Beim Lesen Deiner Berichte krieg ich richtig Fernweh.
    Liebe Grüße
    Dietlind

    1. Vielen Dank. Den nächsten Urlaub planst du doch bestimmt schon, oder? 😉

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