Wie fotografiert man den Wind?

Die ersten Strahlen der frühen Morgensonne wärmen die Haut. Sanft rollen meine schwarzen Reifen über die glatten, hellen Betonplatten. Der frisch gezogene, gelbe Seitenstreifen leuchtet mir entgegen. Endlich mal ohne Wind, zeigt mein Tacho eine gute Geschwindigkeit. Es fühlt sich gut an. Ich denke nochmal an die vergangenen drei Tage zurück, die ich in der quirlig, lebendigen Stadt mit südländischem Flair verbracht habe. Punta Arenas hat mir gut gefallen. Es war herrlich warm. Kein Vergleich mehr zu den eisigen Winden Feuerlands. Die Strapazen der letzten Woche – komplett verblasst. Auch mit den Pinguinen hat es nun endlich geklappt. Der Ausflug mit dem Touristenboot zur Isla Magdalena, ca. 2,5h von Punta P1060063Arenas, hat sich auf jeden Fall gelohnt. Schon weit vor der Insel konnte man die ersten Magellan Pinguine beim Jagen beobachten wie sie agil durch das Wasser schossen und spontan die Richtung änderten. Ganz anders, als das tollpatschige Bild, dass sie an Land abgeben. Auch Delphine begleiteten das Boot ein Stück und auf der Rückfahrt kreuzten noch Wale unseren Weg, die schon von weitem anhand ihrer regelmäßig ausgestoßenen Atemfontänen zu erkennen waren. Auf der Insel selber brüten ca. 50 000 Paare von Magellan Pinguinen und ziehen dort ihre Jungen groß. Auf einem etwa 800 m langen Weg schlendert man dann hoch zum Leuchtturm und wieder zurück. Die Pinguine schienen sich an das tägliche, einstündige Schauspiel von Touristen, die auf die Insel strömen gewöhnt zu haben und hielten den vorgegebenen Sicherheitsabstand von einem Meter nicht immer ein. Den Pinguinen so nahe zu kommen und trotz der touristischen Kommerzialisierung der Insel das Gefühl zu haben der Natur direkt und unmittelbar zuschauen zu können, war ein einmaliges Erlebnis.

Da war er wieder. Erst kaum mehr als ein sanftes streicheln auf der Haut, nach nur 30km, aber schnell stärker werdend, blies mir nun wieder ein leichter Wind entgegen. Nichts allerdings im Vergleich mit den vorangegangenen Tagen, aber doch ausreichend, um meine Fahrt deutlich zu verlangsamen. Zum Glück drehte der Wind bald auf Seitenwind und so kam ich dann doch noch ganz gut voran. Hungrig und nun doch etwas abgekämpft erreichte ich mein Pausenziel nach 100 km. Ein kleines Dörfchen und es parkten viel mehr Autos am Straßenrand, als das für so einen kleinen Ort üblich wäre. Schnell fand ich den Grund. Ich kam gerade rechtzeitig zu einem lokalen Schaffest. Überall rund um die kleine Rodeoarena waren kleine Grillstände aufgebaut. Ganze Lämmer wurden auf Kreuzgestellen am offenen Feuer langsam gegart.P1060349 Zu langsam leider für mich, da ich keine 4 Stunden Zeit hatte auf den fertig gegarten Festschmaus zu warten. So musste ich mich mit Hähnchenschenkeln und Schaschlikspießen zufrieden geben. Letztere haben mir aber gut gefallen. Anstatt der bei uns üblichen Zwiebeln und Paprika, wechseln hier die Fleischstücke mit Wurststücken ab. Das war ganz nach meinem Geschmack und durchaus etwas, was man in Deutschland adaptieren sollte. Nach zwei Stunden mit Gesang, Rodeo und Schauscheren verließ ich das Fest wieder. Vorher musste ich aber noch dem Reporter der Lokalzeitung für ein kurzes Interview mit Foto zur Verfügung stehen. Ein Deutscher mit vollbepacktem Fahrrad war doch für viele ein kurioser Anblick. Hui ging es nun aber endlich wieder zügig weiter. Der Wind kam nach einer Kurve nun für fast 50 km von schräg hinten. Ein deutsches Pärchen, das mit Kind und einem ausgebauten Landrover unterwegs war versorgte mich noch mit Wasser und als ich an meinem Tagesziel, das auch ihr Tagesziel war ankam, gab es sogar noch etwas Reis zum Abendessen. Was für ein toller Radtag, mit Nandus, Flamingos, Guanakos, Ibis tollem Wetter und Grillfest entlang der Straße alles bot und mit 150 km nun endlich auch mal eine vernünftige Distanz. Das Hochgefühl war am nächsten Tag aber schon wieder dahin, als mir der Wind wieder recht kräftig entgegenblies. Was für ein Motivationskiller. Und so erreichte ich nach einem sehr langen Tag erst am Abend, nach 100 km schwer abgekämpft, mein Ziel. Puerto Natales.

 

4 thoughts on “Wie fotografiert man den Wind?”

  1. Einfach mal wieder beeindruckende Filme, Bilder und spannende Schilderungen! Ja, man erlebt nur etwas, wenn man sich auf den Weg macht… Und der Wind… der kann sich wohl nicht entscheiden, ob er Freund oder Feind sein will… Alles Liebe von daheim!

  2. Übrigens: Diese Gegend wird jetzt definitiv zu einem unserer zukünftigen Reiseziele gehören…

  3. Wir haben das natürlich gleich mal ausprobiert mit den Schaschlikspießen!:-) …sehr lecker!

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