Geil ist Geil!

Ich hätte an dieser Stelle auch eine nichtssagende Überschrift wie: „Mayaruinen, Urwald und Karibikträume“ wählen können, aber der für diesen Beitrag gewählte Titel à la Saturn Werbung, bringt es einfach auf den Punkt. Geil ist Geil! Punkt! Immer wieder habe ich mich über schöne Landschaften, tolle Kulturgüter, traumhafte Karibikstrände und noch so vieles mehr gefreut, dass ich an dieser Stelle nur ein paar Highlights anreißen kann- ganz ohne Details. Den Rest in Bildern. Losgefahren bin ich in Flores, Guatemala, noch bei Regen, der teils recht heftig war- nicht so geil- sich dann aber am nächsten Tag zum Glück, von einem kurzen Schauer abgesehen, verzogen hatte. Da war ich schon in Tikal angekommen. Mitten im Urwald. Ringsherum immer wieder die Rufe der Brüllaffen. Weiträumig verteilt im Wald, die alten Mayaruinen, von denen nur die Spitzen der höchsten Tempel die Baumwipfel überragen. Dabei besonders beeindruckend: Ganz in Ruhe auf der Spitze eines der höchsten Tempel zu sitzen und über das unendlich scheinende, wellige Meer aus grünem Wald zu blicken, aus dem eben diese Jahrhunderte alten Bauwerke wie Aussichtsposten herausragen. Aufgrund des schlechten Wetters der Vortage fast ganz ohne Touristen. Am Zeltplatz beim Kaffee kommen dann noch ein paar bunte Zwergtukane, Halsbandarassaris, vorbei, die die Früchte einer Palme stibitzen. Toll! Bei der Rückfahrt, 30 km durch Wald, zur Hauptstraße, beobachte ich noch einige große Fischer- oder auch Regenbogentukane, die leider immer so schnell im dichten Urwald verschwinden, dass ich sie nicht fotografieren kann. Immerhin der Spidermonkey, eigentlich Geoffroy Klammerschwanzaffe, der zu den stark bedrohten Arten gehört, lässt sich gerne fotografieren und schaut interessiert, von seinem hohen Ast im Blätterwerk, wo er gemütlich sitzt, in die Kamera. Guatemala verlasse ich in Richtung Belize, ehemals British Honduras, nachdem ich die letzte Nacht in einer Polizeizelle verbracht habe (die Tür fehlte, war aber in der Nachbarzelle vorhanden, in der im laufe des Abends ein deutscher, offensichtlich verwirrter Mann eingebunkert wurde, der an einer Schizophrenen Persönlichkeitsstörung oder Dissoziativen Identitätsstörung zu leiden schien und die halbe Nacht, in erstaunlicher Emotionsbreite und mit teils überraschend eloquentem Ausdrucksvermögen, verschiedene Dialoge mit einer zweiten, fiktiven Person zu führen schien, immer wieder gespickt mit juristischen Phrasen, was die Vermutung nahe legte, das die Person einmal als Anwalt tätig war oder zumindest eine juristische Laufbahn anstrebte und ein entsprechendes Studium zumindest eine Zeit verfolgt, vielleicht auch abgeschlossen hatte. Auf alle Fälle ein interessantes Erlebnis. Belize wirkte etwas aufgeräumter. Zumindest auf dem Land. Es wird englisch gesprochen, zumindest offiziell, häufig aber Kreol oder Pidgin English, auf jeden Fall selbst mit guten Englischkenntnissen kaum zu verstehen. Je nach Region und der dort vorherrschenden Ethnie auch spanisch. Auf jeden Fall sind die meisten Leute alle sehr entspannt. Überall wird gekifft und das vorherrschende Motto ist „Take it slow“, „Take it easy“ und die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit. Belize City bildet hierzu den Kontrast und ist ein richtiges Dreckloch. Vielleicht sogar die abstoßendste und unfreundlichste Stadt meiner bisherigen Reise. Nachdem ich nach einiger Suche ein Guesthouse gefunden hatte, wo mir versichert wurde, dass ich mein Fahrrad samt dem Großteil meines Gepäcks für die nächsten Tage dort lassen könne, „alles easy“, „no problem“, „don’t worry“, war am nächsten Tag plötzlich keine Rede mehr davon und der Rasta tragende Vermieter wollte von seiner Zusage nichts mehr wissen und meinte nur, ich solle hier nicht mit so einer „Attitude“ nach Belize kommen. Arschloch! Nach etwas Diskussion war es dann doch möglich das Gepäck gegen 5 Dollar Gebühr für 2,5 Tage dort zu lassen. Als ich nach dem verlängerten Wochenende zurück kam, waren aus den 5 plötzlich 20 Dollar geworden. Das führte natürlich zu der nächsten Diskussion, denn verarschen lassen möchte ich mich nicht. Am Ende zahlte ich die vereinbarten 5 Dollar und fuhr leicht verärgert über die Vorkommnisse, entlang einer ruhigen Straße, anfangs gesäumt von Mangroven und Brackwasserläufen, in Richtung Mexiko. Das verlängerte Wochenende hingegen war traumhaft. Caye Caulker, eine Karibikinsel par excellence! Ausspannen, frischer Fisch in Kokosmilch auf einer Schaukel sitzend mit Blick aufs türkis-blaue Meer (das Restaurant hatte an allen Tischen anstatt Stühlen Schaukeln angebracht, die von dicken Seilen von der Decke hingen), Schnorcheln mit Ammenhaien, ein paar Schildkröten und verschiedenen Fischen am Barrier Reef, dem zweitgrößten nach Australien, dramatische Sonnenuntergänge mit Sundowner Cocktails am Split, der Stelle, an der ein Hurrikane die Insel in zwei Teile spaltete und am nächsten Morgen Sonnenaufgang auf der anderen Seite der Insel (nur ein paar hundert Meter an der schmalsten Stelle), natürlich mit Blick aufs Meer, vom Café gegenüber meines Hotels. Trotz der vielen Restaurants und Hotels eine erstaunlich relaxte Atmosphäre. Die Straßen im Ort sind nicht geteert und alle bewegen sich zu Fuß, auf Fahrrädern oder mit Golfcarts fort. Man kann stundenlang auf einem Steg oder in einer Strandbar sitzen und sich den Wind um die Nase wehen lassen, der stetig und immer vom Meer her weht. Ich könnte ewig so weitermachen… Mexiko. Land Nummer 17. Abstecher über Yukatan. Von Chetumal, eine total verschlafene Kleinstadt auf eine 1200 km lange Umrundung, die den Umweg auf jeden Fall mehr als wert war. Nach nur 30 km erreiche ich die Lagune Bacalar. Türkises Wasser und günstige Snacks am Uferrestaurant. Dann weiter die Hauptstraße Richtung Tulum, aber vorher abbiegend auf eine einsame Waldstraße, vielleicht sollte man es eher einen Waldweg nennen, an dessen Ende nach 80 km ein Steg kommt. 80 ruhige km, nur ein Tukan, der quer flog, einige wilde Pfauen, die den Weg kreuzten und ein paar Affen, die im Geäst turnten, ach ja- und eine einzige Person, in der Ferne. Gecampt wurde im Wald neben dem Weg, gekocht auf dem Weg- kam ja eh niemand… Die letzten km gingen dann wieder durch Mangroven, zwischen denen rosa bis teils rote Flamingos wateten. Am Steg angekommen wartete ich, bis ein Fischer vorbei kam, der mich die paar km über die Bucht auf die andere Seite bringen konnte. Glück gehabt. Nach nur 45 Minuten kam jemand, der zügig über die Türkise Bucht und dann in voller Fahrt in einen mangrovengesäumten Kanal hineinfuhr. Toll! Am Ende nahm er 5 Euro, und ich war am Südzipfel einer schmalen Halbinsel angekommen, deren feste Sandstraße mich, teils zwischen Palmen, teils am Wasser entlang, rechts das Meer, links ein paar Lagunen, auf 65 km bis nach Tulum führen sollte. Mit frischen Meeresfrüchten in einem lokalen Fischrestaurant gestärkt, natürlich mit Blick auf Palmen und Wasser, ging es für mich nur noch ein paar km bis zu einem einsamen, wilden Strand, an dem ich campierte. Toll! Erst am nächsten Tag fuhr ich die verbleibende Strecke bis Tulum, wo ich in der Nähe der Ruinen am Strand zwischen Palmen einen meiner bisher schönsten Campingplätze fand. Tulum. Wieder mal ein Traumziel! Blitzweiße, feine Sandstrände, Palmen, karibisches Wasser, Mayaruinen auf einer Klippe oberhalb des Wassers, darunter die badenden Urlauber- was für eine Traumszenerie wie aus dem Film oder im kitschichsten Flitterwochen Urlaubsprospekt! Wieder mal Glück gehabt und auf der Fahrt zum Supermarkt die richtigen Leute kennengerlern. Victor, Mexikaner aus Mexiko City und seit 15 Jahren in der Region mit einer eigenen Agentur tätig, bietet Tauchausflüge und Schnorcheltouren zum vorgelagerten Riff und in die zahlreichen Cenoten an. Eigentlich macht er gerade selber Urlaub, bietet aber an mich und eine Kanadierin, die uns in ihrem Auto zum Supermarkt mitgenommen hatte, zu einem Ausflug in eine nahegelegene Cenote mitzunehmen, die im Moment noch ein Geheimtipp ist, aber laut Aussage von Victor die schönste Cenote im ganzen weiten Umkreis sein soll. Und tatsächlich wurden wir nicht enttäuscht. Am frühen Morgen, vor den großen Besuchermassen, hatte ich noch die Ruinen besichtig, die so wunderbar über dem Meer liegen und hatte sogar das Glück einen Fischertukan nun endlich einmal fotografieren zu können. Traumkulisse. Traumvogel. Geil! Und auch die Cenote war genial. Erst bekamen wir noch eine Führung durch eine Höhle, die zu verschiedenen Stellen hin offen war und in Verbindung mit stimmungsvoll dezenter Beleuchtung der Tropfsteinszenerie eine einzigartige Atmosphäre der Ruhe und Geborgenheit verströmte.

Auf Holzstegen, konnte man direkt zwischen den Kalkgebilden hindurchlaufen und da wir uns auf einer Privatführung befanden, ganz in Ruhe mit aller Zeit, ganz ohne störende Touristen, genießen. Auch die Cenote, zu der wir danach hinabstiegen war schön ausgeleuchtet. Glasklares Wasser in einer Tropfsteinhöhle, in der Hall über einem Fledermäuse, die hin und her flattern. Von der Haupthöhle, kann man in weitere, kleinere Höhlenbereiche schwimmen, deren Decke teilweise nur einen Meter bis zur Wasseroberfläche hinabreicht, dicht über dicht behängt mit kleinen Stalaktiten, die wie Kerzen, die gerade gezogen werden, im Lichtschein über einem hängen. An machen Stellen muss man teils zwischen den Tropfsteinformationen hindurchschwimmen. In einer Höhle löschte Victor das Licht seiner Taschenlampe. Er sagte er habe ein besonderes Geschenk für uns. Wir schwebten auf der Wasseroberfläche, von den Schwimmwesten getragen, in absoluter Dunkelheit. Kein Geräusch dringt von außen hier hinunter. Nur gelegentlich hört man ein leises Tropfen. Und in diese Stille hinein erklang auf einmal der schwingende Gong von Klangschalen, deren Vibration man fasst spüren konnte. Victor schlug verschieden große Stalaktiten an, deren Schwingungen diesen erstaunlich sauberen, schönen Klang erzeugten. Toll!
Weiter ging es nach Playa del Carmen. Nach Tulum eine echte Enttäuschung und absolut nicht sehenswert. Nur ein kleiner, wenig schöner Sandstreifen und unendlich viele Appartementhäuser, diese aber alle hübsch. Vermutlich wohl der einzige Grund, warum es auf der touristischen Landkarte erscheint, weil hier viele US-Amerikaner ihre Appartements haben. Ein weiteres Highlight erlebte ich, als ich entlang der Strecke Richtung Merida einem kleinen, handgeschriebenen Holzschild folgte. Cenote stand darauf. Da die ganze Yucatanhalbinsel auf Karstgestein steht, gibt es unendlich viele unterirdische Seen, die alle miteinander in verbindung stehen und durch Einbrüche in der Höhlendecke zugänglich werden. Über 3000 dieser Cenoten gibt es geschätzt auf der gesamten Halbinsel. Da bei dieser Familiengeführten „Dorfcenote“ niemand anwesend war, um das Licht anzuschalten, stieg ich mit meiner Stirnlampe hinab in die Höhle. Nach vielleicht 50 m, die ich teilweise in stark gebückter Haltung zurücklegen musste, erreichte ich das klare, blaue Wasser, durch das das Licht meiner Taschenlampe problemlos bis zum vielleicht 4 m tiefen Boden drang, während darüber an der Höhlendecke das reflektierte Licht schimmerte. Natürlich Sprang ich hier hinein. In völliger Dunkelheit. Nur durch das Licht der Stirnlampe beleuchtet. Spontan entschied ich mich neben dem Höhleneingang zu campieren und stieg in der Nacht, vor dem Zubettgehen, noch einmal hinab und genoss die Ruhe und das erfrischend kühle Nass, während über mir wieder ein paar Fledermäuse flatterten. Von der Schönheit natürlich bei weitem nicht mit meiner ersten Cenote zu vergleichen, aber das Erlebnis einer Privatcenote, in der man mitten in der Nacht, 30 Meter unter der Erde, im kühlen, klaren Nass, nur im spärlichen Licht der Stirnlampe badet und schwimmt, während der Normaltourist irgendwo in einem Touristenhotel liegt. Das ist schon der Hammer. Das ist Geil! Ebenso wie der Effekt, wenn man nach einer Stunde wieder hinaufsteigt und zuerst der Geruch zurück kommt und dann das laute Zirpen der Grillen und man dann völlig entspannt und erfrischt ins Zelt kriecht, wo man wie ein Baby einschläft. Nächster Tag, nächstes Highlight- oder besser gesagt ein nächtliches Spektakel. Auf dem Weg dahin besuchte ich noch eine kommerzielle Cenote, die mit Restaurants, unzähligen Souverniershops, großen Busparkplätzen usw. aufwartet und laut Internetrecherche zu den Schönsten überhaupt gehören soll. Eine derbe Enttäuschung! Letztendlich ist es eine große Halle, von der Decke baumeln ein paar Stalaktiten und Baumwurzeln und am Rand hängen Rettungsringe und ein schlafender Bademeister passt auf, dass nichts passiert. Maximal 2,5 von 5  Sternen. Aber war ja nur als erfrischender Zwischenstopp gedacht. Ziel war Chichen Itza. DIE Maya Stätte Yucatans und entsprechend der Touristenmagnet auf der ganzen Halbinsel. Hier habe ich mich entschieden die Ruinenstätte nachts zu besuchen, wenn die Steine und Stätten in buntem Farbwechsel dezent beleuchtet werden, der die Relieffe und zahlreichen Verzierungen erst richtig zur Geltung bringt. Dabei eine ruhige Atmosphäre, da nur wenige Besucher, vielleicht auch wegen des relativ hohen Eintrittspreises, für dieses Spektakel gekommen sind. Über den Ruinen funkelt der sternenübersähte, blanke Nachthimmel und die Grillen zirpen. Eine ganz eigene Stimmung, in dieser Atmosphäre zwischen den Ruinen zu wandeln, auch wenn ich gerne mehr Zeit als die 50 Minuten gehabt hätte. Aber ich musste zu meinem reservierten Platz in der ersten Reihe, von wo aus ich die Krönung des nächtlichen Spektakels perfekt bestaunen und filmen konnte. Eine knapp halbstündige Lasershow, die die Geschichte der Maya in tollen Bildern und Szenen auf die große, zentrale Pyramide malt. Für mich absolut Lohnenswert! Weiter durch trockene Gegenden, durch verschlafene Dörfer, in denen Hunde mitten auf der Straße schlafen, in sengender Sonne, die vom nun immer wolkenfreien Himmel scheint, besuche ich noch Uxmal, eine ebenfalls große und bedeutende Mayastätte, die für mich den Abschluss meiner Yucatan und Mayarunde bildet. Ganz nett und auch hier wenig los, aber alte Steine habe ich nun genug gesehen… Nun sitze ich in Campeche – lasse alle treuen Leser nun mit den folgenden 90 Schnappschüssen und Fotografien alleine, wünsche wie immer viel Spaß damit und gehe jetzt, nachdem schon wieder fast zwei Tage für Blog und Video draufgegangen sind, die letzten Stunden vor zur Promenade am Golf von Mexiko, esse vielleicht einen Fisch und schlendere noch etwas durch den großen, bunten, historischen Stadtkern dieses netten Städtchens, bevor es morgen schon wieder weitergeht in Richtung Zentralmexiko, quer durch bis zur Baja California, wo ich am 4. April meinen Bruder empfangen werde, der mich für 5 Wochen auf dem Fahrrad begleiten wird. Touristische Highlights erwarte ich bis dahin nicht mehr, aber natürlich wird es auch dann wieder wie gewohnt eine kurze Zusammenfassung des Reiseabschnitts geben.

Bis dahin – wie immer – alles Gute!

8 thoughts on “Geil ist Geil!”

  1. …und wir dachten schon öfter mal, es gäbe keine Steigerung mehr! Das ist wirklich nur geil!

  2. Schön wie immer! Da fällt es immer schwerer, sich das nächste Reiseziel auszusuchen…

  3. Schön ist schön! Da weiß man garnicht, welches Urlaubsziel man sich als nächstes aussuchen soll!

    Weiterhin gute Fahrt mit viel Rückenwind!

  4. Das ist wirklich phantastisch, wie du sagsts geil. was kommt als Nächstes… gibt es noch Steigerungen für schön!
    Fährst Du auch nach Mexico Stadt? Dort haben wir eine Gemeinschaft. Wenn du möchstest schreibe ich Dir die Adresse.
    Weiterhin gute Fahrt mit Gott im Gepäck.

    1. Dankeschön! Mexiko Stadt werde ich wahrscheinlich umfahren. Mal sehen… Ansonsten melde ich mich

  5. So viele tolle Erlebnisse und geniale Bilder, besonders die Cenoten (?) und die Mayaruinen bei Nacht
    Weiterhin gute Fahrt und viele interessante Begegnungen.

    1. Vielen Dank! Viel Erfolg beim Galakonzert! Im nächsten Jahr bin ich wieder dabei.

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